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Fakultät Raumplanung
Fortgeschrittenenprojekt

Eine Nachtstadt für alle!

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Schriftzug mit "Eine Nachtstadt für alle" und oben rechts ein Mond sowie eine gezeichnete Stadt bei Nacht © Projekt "Nachtstadt"​/​ Fakultät Raumplanung

Das von Dipl.-Ing. Ulla Greiwe und Dr. Nina Schuster geleitete Fortgeschrittenenprojekt „Nachtstadt“ hat sich im Studienjahr 2022/23 mit der Frage beschäftigt, wem die Nachtstadt gehört und welche Rolle die Stadt in der Nacht für die Stadtplanung spielt. Welche Probleme und Herausforderungen stellen sich? Wie kann zukünftig eine gerechte Nachtstadt erreicht werden?

Angefangen mit der Frage nach der Bedeutung der Nacht für die Gesellschaft hat sich das Stu­-dienforschungsprojekt (5./6. Semester) mit den Herausforderungen der Nachtstadt auseinandergesetzt. Es hat dafür die Nutzer:innen und Bedürfnisse in der städtischen Nacht und die Akteure, die die Stadt gestalten, analysiert. Anders als bisher üblich, rückt es die Bedeutung der Nacht für Raumplanung und Gesellschaft ins Zentrum. Dabei wird deutlich, dass die Grenze zwischen Tag und Nacht zunehmend verschwimmt, auch im Kontext gesellschaftlicher Beschleunigung. Das Projekt identifiziert Forschungs- und Handlungslücken, die trotz der wachsenden Bedeutung der Nachtstadt bestehen, insbesondere aus stadtplanerischer und stadtsoziologischer Sicht, und entwickelt eigene Lösungsansätze.

Der Projektbericht beginnt mit einer Reise durch die Nacht. Um ihre Anziehungskraft und ihre Bedeutung für den Menschen zu verstehen, wird die Nacht sowohl in biologischer als auch in sozialer und kultureller Hinsicht erkundet. Anschließend werden das Konzept der Nachtstadt von der bloßen Nacht­ökonomie abgegrenzt, die Konzepte Nachtökonomie und öffentlicher Raum erörtert und soziale Ungleichheits- und Gerechtigkeitskonzepte, aber auch die Bedeutung von Sicherheit und die Frage von Konflikten im Hinblick auf die Herausforderungen der Nachtstadt diskutiert. Es wird deutlich: Die Nachtstadt umfasst mehr als das Nachtleben im engeren Sinne. Die Raumplanung muss daher ganz unterschiedliche Ansprüche und Bedürfnisse berücksichtigen, die nachts anders gelagert sein können als tagsüber. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den öffentlichen Räumen der Stadt, die das Projekt als Bühne für nächtliche Aktivitäten betrachtet.

Für seine empirische Untersuchung wählt das Projekt einen vielseitigen und aufwändigen empirischen Zugang. Anhand der Dortmunder „City“ untersucht es die Perspektiven verschiedener städtischer Akteure und Nutzer:innen der Nachtstadt – mit einer partizipativen Forschungsnacht direkt im Untersuchungsraum, bei der verschiedene Beteiligungsformate erprobt und genutzt werden, aber auch mit Expert:inneninterviews, mehrfachen teilnehmenden Beobachtungen und Nutzungskartierungen. Auf der Basis des umfangreichen und diversen Datenmaterials ermittelt die Gruppe unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen der Bürger:innen an die Nachtstadt. Sie erarbeiten verschiedene Herausforderungen, die sich besonders für die Nachtzeit ergeben, sowohl im Hinblick auf soziale Ungleichheiten und Sicherheitsaspekte als auch auf Konflikte, vor allem zwischen Nachtschwärmer:innen und Anwohner:innen.

Basierend auf dem theoretischen Rahmen und den empirischen Ergebnissen entwickelt das Projekt die Vision einer gerechten Nachtstadt, in der allen Bürger:innen die gleichen Chancen und Angebote zur Verfügung stehen und in der sich alle sicher und respektiert fühlen können. Es schlägt verschiedene Handlungsansätze vor, um das Ziel einer gerechten Nachtstadt zu erreichen. Dazu gehört zunächst, in Planung und Stadtgesellschaft ein größeres Bewusstsein für die Besonderheiten der Nachtstadt zu schaffen. Darüber hinaus schlägt das Projekt partizipative Planungsansätze vor, die die identifizierten Konflikte der Nachtstadt adressieren. Es formuliert das Ziel, langfristig eine strategische Planung für die Nachtstadt zu erarbeiten, die besonders den nicht-kommerziellen öffentlichen Raums fördert. Da die Nachtstadt in der Stadtplanung generell mehr Beachtung finden sollte, sei weitere Forschung in diesem Bereich notwendig. Die Nachtstadt sollte eine integralere Rolle in der Stadtplanung spielen, die die Bedürfnisse und Ansprüche aller Bürger:innen berücksichtigen muss, damit die Stadt auch in der Nacht lebenswert und gerecht werden kann. Der eindrucksvoll gestaltete Projektbericht kann beim Studien- und Projektzentrum der Fakultät Raumplanung angefragt werden.

Projektmitglieder: Lisa Elfering, Julian Gatawis, Aylin Göcen, Hannah Jursitzka, Alexia Kazantzidis, Marc Lowak, Florian Ludes, Sherin Rechid, Joshua Renaud, Evelyn Schüttler, Luisa Strathoff, Dörthe Wienker, Cedric Wysocki